Wie wir bereits gelernt haben, ist das Bruttoinlandsprodukt eine Messgröße zur Ermittlung der wirtschaftlichen Leistung einer Volkswirtschaft in einem Jahr. Es ist eine gute Kennzahl, um zu
Beobachten, ob die wirtschaftliche Leistung eines Landes gestiegen oder gefallen ist. Deshalb wird es nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland oder der Europäischen Union benutzt, sondern wird weltweit angewendet.
Doch es gibt auch Kritik am Bruttoinlandsprodukt, da es zwar die Steigerung oder den Rückgang der volkswirtschaftlichen Leistung gut misst, aber doch Schwächen hat.
Kritikpunkte am Bruttoinlandsprodukt sind:
-Das Bruttoinlandsprodukt ist kein umfassender Wohlstandsindikator
Bei der Ermittlung des Bruttoinlandsproduktes spielen die Verteilung des erwirtschafteten, sowie soziale Gerechtigkeit im Gesamten keine Rolle. Es könnte sogar sein, dass trotz steigendem
Bruttoinlandsprodukt die soziale Ungerechtigkeit in einem Land steigt. Es misst also nicht, wie gut es den einzelnen Bürgerinnen und Bürgern fnanziell bzw. materiell geht.
-Das Bruttoinlandsprodukt misst nicht jede Wertschöpfung in einem Land
Es werden nur jene Güter und Dienstleistungen in die Ermittlung des Bruttoinlandsproduktes einbezogen, welche regulär über die Märkte angeboten werden. Es gibt aber auch Arbeiten, die unentgeltlich erledigt werden und somit nicht in die Ermittlungen einfließen. Dies sind zum Beispiel Haus- oder Gartenarbeit wie das Anpflanzen von eigenem Gemüse oder das Einkochen von Marmelade aus selbst angebautem Obst. Auch Pflege von erkrankten oder älteren Familienmitgliedern, was durchaus eine harte Arbeit sein kann wird nicht berücksichtigt. Zudem ist hier die Schwarzarbeit zu nennen. Das bedeutet, dass Menschen gegen Bezahlung arbeiten, ohne das für diese Arbeit ein Vertrag geschlossen und eine Rechnung gestellt wird um Steuern dafür nicht zahlen zu müssen - obwohl das strafbar ist! Alle hier genannten Arbeiten werden, da sie nicht als bezahlte Arbeit angegeben werden nicht in das Bruttoinlandsprodukt einbezogen.
-Umweltschäden werden nicht berücksichtigt
Viele Betriebe und Unternehmen verursachen mit der Produktion ihrer Güter und Dienstleistungen Umweltverschmutzung. Dies könnte der Ausstoß klimafeindlicher Treibhausgase durch Schornsteine einer Fabrik sein, oder giftige Chemikalien im Abwasser durch die Einfärbung
unserer Kleidung in der Textilindustrie. Auch die Gewinnung von Metallen oder seltenen Erden zur Produktion von Akkus oder anderen Elektronikgeräten können schwere Umweltschäden mit sich bringen. In das Bruttoinlandsprodukt wird allerdings alleine der Ertrag durch die Produktion, nicht aber die Umweltzerstörungen berücksichtigt.
-Negative Ereignisse können zu einem steigendem Bruttoinlandsprodukt beitragen
Geschehnisse wie das Einstürzen einer Brücke oder Unfälle im Straßenverkehr sind schlimme
Ereignisse die man keinem Menschen wünscht, trotzdem passieren sie weltweit täglich. Auch wenn diese für Menschen schreckliche Auswirkungen haben können, fließen diese positiv in das Bruttoinlandsprodukt ein. Denn eine eingestürzte Brücke, die wieder aufgebaut wird, oder ein Auto, dass repariert oder neu gekauft wird ist ein neu erschaffener Wert, der als Steigerung einberechnet wird.
-Die Zusammensetzung des Bruttoinlandsproduktes spielt keine Rolle
Bei der Errechnung des Bruttoinlandsproduktes spielt es keine Rolle, welche Güter oder Dienstleistungen erstellt werden. Alle Güter und Dienstleistungen zählen ihrem entsprechenden Wert nach gleich in die Berechnung mit ein, egal, ob es produzierte Lebensmittel oder Dienstleistungen wie das Bereitstellen von öffentlichem Personennahverkehr oder die Produktion von Panzern und anderen Kriegsgeräten sind. Alle fließen in gleicher Weise ein, obwohl ihre Auswirkungen für die Menschen unterschiedlicher nicht sein können.
Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Organisationen haben aus den eben erläuterten Gründen Vorschläge für alternative Wohlstandsindikatoren entwickelt. Hier ein paar Beispiele, wie wir unseren Wohlstand auf anderem Wege messen könnten.
-Better-Life-Index
Der BLI ist kein absolutes Ranking. Hier dürfen Nutzer 11 Indikatoren nach eigener Wichtigkeit festlegen. Indikatoren in dieser Messgröße sind Arbeit und deren Bedingungen, Bildung, Einkommen, Gesundheit, Lebenszufriedenheit, Mitwirkung an demokratischen Prozessen, Sicherheit, sozialer Zusammenhalt, Umwelt, Wohnen und Work-Life-Balance.
-Happy-Planet-Index
Der HPI bewertet Länder danach, wie gut sie Ihren Bürgerinnen und Bürgern ein langes, glückliches Leben im Rahmen der planetaren Ressourcen ermöglichen. Hier bildet als Gegenentwurf zum Wachstumsmodell des BIP nicht die volkswirtschaftliche Steigerung des materiellen Wohlstandes, sondern Lebenserwartung, empfundenes Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger und der ökologische Fußabdruck der Volkswirtschaft die Basis.
-Human-Development-Index
Beim HDI werden drei Dimensionen kombiniert und gemessen. Im Zentrum stehen hier die Lebenserwartung, die Bildung anhand der durchschnittlichen Anzahl an Schuljahren der Bürgerinnen und Bürger und die von Inländern produzierten Gütern und Dienstleistungen pro Kopf.
-Nationaler Wohlfahrtindex Beim
NWI werden zu dem Wert der erbrachten Leistung einer Volkswirtschaft auch Umweltkosten und der Verbrauch nicht erneuerbarer Energien erfasst. Ebenfalls werden hier soziale Faktoren wie Ehrenamt, Arbeit im Haushalt sowie volkswirtschaftliche Kosten, die durch Kriminalität entstehen berücksichtigt.
Sie nutzen einen Browser mit dem mnweg.org nicht einwandfrei funktioniert. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.
Sie verwenden eine ältere Version Ihres Browsers. Es ist möglich, dass mnweg.org mit dieser Version nicht einwandfrei funktioniert. Um mnweg.org optimal nutzen zu können, aktualisieren Sie bitte Ihren Browser oder installieren Sie einen dieser kostenlosen Browser: