• Drei Dinge braucht das Lernen
  • stefan.ruppaner
  • 30.06.2025
  • M (Mindeststandard)
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Drei Dinge braucht das Ler­nen: Zeit - Raum - Ex­per­ti­se

Ler­nen braucht eine ge­stal­te­te Um­ge­bung, Zeit für ein in­di­vi­du­el­les Tempo und frei­en Zu­gang zu In­for­ma­ti­o­nen und Ex­pert:innen



  • Raum: Lern­räu­me sind be­wusst ge­stal­te­te Um­ge­bun­gen, die das Ler­nen un­ter­stüt­zen und för­dern. Sie kön­nen so­wohl phy­sisch als auch di­gi­tal sein. Um in­di­vi­du­el­les, selbst­be­stimm­tes Ler­nen zu er­mög­li­chen, braucht es eine Viel­falt an Räu­men sowie die Frei­heit, diese ent­spre­chend der ei­ge­nen Be­dürf­nis­se zu nut­zen. Die sie­ben Räume der Schmet­ter­lings­päd­ago­gik sind: Lern­ate­lier, Markt­platz, In­pu­traum, Club­raum, Le­bens­räu­me, di­gi­ta­ler Raum und das Zu­hau­se.



  • Zeit: Ler­nen be­nö­tigt frei ver­füg­ba­re Zeit statt star­rer Tak­tung. Stun­den­plä­ne und klas­si­scher Un­ter­richts­ab­lauf be­hin­dern häu­fig in­di­vi­du­el­le Lern­pro­zes­se. Auch die Ar­beits­zeit der Lehr­kräf­te lässt sich nicht mehr sinn­voll in klas­si­schen De­pu­ta­ten mes­sen, son­dern muss an neuen Auf­ga­ben und Rol­len aus­ge­rich­tet wer­den.



  • Ex­per­ti­se: Zei­ten, in denen Lehr­kräf­te, Schul­buch und Fron­tal­un­ter­richt die zen­tra­le Rolle spiel­ten, sind nicht mehr zu­kunfts­fä­hig. Im Zen­trum steht heute das Ler­nen – in­di­vi­du­ell, selbst­wirk­sam und stra­te­gie­ori­en­tiert. Neben der Lehr­kraft ge­win­nen Peer­groups, Lern­hel­fer:innen, das In­ter­net, Künst­li­che In­tel­li­genz, di­gi­ta­li­sier­te Lern­ma­te­ri­a­li­en, Er­klär­vi­de­os, Apps und Lern­be­glei­ter:innen zu­neh­mend an Be­deu­tung.



Ler­nen braucht Um­ge­bun­gen, die be­we­gen

Der Raum ist nicht nur Ku­lis­se – er ist Mit­ge­stal­ter des Ler­nens. Klas­sen­zim­mer mit Tafel und Fron­tal­blick för­dern Kon­trol­le und Gleich­schritt. Die Schmet­ter­lings­päd­ago­gik hin­ge­gen denkt Räume dy­na­misch, funk­ti­o­nal und at­mo­sphä­risch – als Ein­la­dung zum Ler­nen.

Die klas­si­sche Schul­ar­chi­tek­tur wird ab­ge­löst durch Lern­land­schaf­ten, die ver­schie­de­ne Be­dürf­nis­se ab­de­cken:

  • Lern­ate­liers für in­di­vi­du­el­les, kon­zen­trier­tes Ar­bei­ten

  • In­pu­träu­me für kurze, ge­ziel­te Im­puls­pha­sen

  • Co-​Working-​Spaces für kre­a­ti­ve Team­pro­jek­te

  • Zonen für Rück­zug und Re­ge­ne­ra­ti­on

  • “Ler­nen vor Ort”: Ler­nen in Mu­se­en, Be­trie­ben, öf­fent­li­chen Räu­men

  • Di­gi­ta­le Lern­räu­me: durch iPads, Lern­platt­for­men, Tools wie ChatGPT

  • Homeschooling-​Phasen als Teil eines hy­bri­den Lern­mo­dells

Diese Viel­falt er­öff­net Lern­we­ge jen­seits der Schul­mau­ern. Der Raum als drit­ter Päd­ago­ge – eine Idee, die stark durch den Schul­ent­wick­ler Peter Frat­ton ge­prägt wurde – be­kommt in der Schmet­ter­lings­päd­ago­gik eine kon­kre­te, ge­leb­te Ge­stalt. Ge­stal­tung und Hal­tung gehen hier Hand in Hand.

Ler­nen braucht Rhyth­mus statt Tak­tung

In der tra­di­ti­o­nel­len Schu­le ist Zeit das knap­pe Gut. 45-​Minuten-​Einheiten, Fä­cher­gren­zen, star­rer Stun­den­plan: All das steht einem tie­fen, selbst­ge­steu­er­ten Lern­pro­zess im Weg. Die Schmet­ter­lings­päd­ago­gik for­dert eine ra­di­ka­le Um­kehr:

Zeit darf nicht be­gren­zen – sie muss er­mög­li­chen.

Dazu ge­hört:

  • Ab­schaf­fung des star­ren Un­ter­richts­mo­dells zu­guns­ten frei­er Lern­zeit­fens­ter, in denen ei­gen­ver­ant­wort­li­ches Ler­nen mög­lich wird.

  • Fle­xi­ble Lern­zei­ten, die sich an den Be­dürf­nis­sen und Rhyth­men der Schü­ler:innen ori­en­tie­ren – nicht an der Uhr.

  • Zeit für Be­glei­tung statt Be­leh­rung: Lehr­kräf­te ar­bei­ten nicht mehr pri­mär in der Rolle der „Ver­mitt­ler“, son­dern als Coach, Im­puls­ge­ber und Re­fle­xi­ons­part­ner.

  • Eine neue Ar­beits­zeit­lo­gik für Lehr­per­so­nen: Weg vom De­pu­tats­stun­den­mo­dell (An­we­sen­heit vor der Klas­se) hin zu einem Zeit­stun­den­mo­dell, das Lern­be­glei­tung, Coa­ching, Team­ar­beit und Raum­ge­stal­tung als Teil der päd­ago­gi­schen Ar­beit ernst nimmt.

Zeit wird zur päd­ago­gi­schen Res­sour­ce – nicht zur struk­tu­rel­len Ein­schrän­kung.

Ler­nen be­glei­ten – nicht do­mi­nie­ren

Die Rolle der Lehr­per­son wan­delt sich grund­le­gend. In einer Welt, in der Wis­sen all­ge­gen­wär­tig und je­der­zeit ver­füg­bar ist, kann die Lehr­kraft nicht mehr al­lei­ni­ge Quel­le des Wis­sens sein. Sie wird zur Ex­per­tin für Lern­pro­zes­se – nicht für Be­leh­rung.

Ex­per­ti­se in der Schmet­ter­lings­päd­ago­gik be­deu­tet:

  • Päd­ago­gi­sches Kön­nen: Kin­der be­glei­ten, stär­ken, her­aus­for­dern

  • Dia­gnos­ti­sche Kom­pe­tenz: Lern­stän­de ein­schät­zen, Po­ten­zi­a­le er­ken­nen

  • Ko­ope­ra­ti­on im Team: mul­ti­pro­fes­si­o­nell den­ken und han­deln

  • Kom­pe­tenz im Um­gang mit di­gi­ta­len Tools: von Lern­platt­for­men über Er­klär­fil­me bis zu KI-​Systemen wie ChatGPT

  • Hal­tung statt Hier­ar­chie: Re­spekt, Ver­trau­en und Ver­ant­wor­tung als Grund­la­ge

Lehr­kräf­te ar­bei­ten als Lern­coa­ches, ge­stal­ten Lern­um­ge­bun­gen, be­ra­ten in­di­vi­du­ell, geben Raum für Feh­ler und för­dern Re­fle­xi­on. Ihre Auf­ga­be ist es, Ori­en­tie­rung in einer Welt vol­ler Mög­lich­kei­ten zu geben, nicht alle Ant­wor­ten zu lie­fern.



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