Wolfgang Wippermann, Historiker (2000)
"Autobahnen sind keine Erfindung der Nationalsozialisten. Die erste deutsche Autobahn wurde 1921 mit der Avus in Berlin errichtet. 1927 legte die Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau einen Plan für ein Fernstraßennetz von 22 500 Kilometern Länge vor. 1932 wurde zwischen Bonn und Köln die erste Autobahn eingeweiht. Die seit 1926 vorliegenden Pläne zum Bau einer Autobahn Hamburg–Frankfurt– Basel (HAFRABA) konnten wegen der Wirtschaftskrise nicht verwirklicht werden. Erst Hitler griff sie kurz nach seiner Ernennung zum Reichskanzler auf. Am 27.Juni 1933 erließ er das „Gesetz über die Errichtung eines Unternehmens Reichsautobahnen“ und ernannte drei Tage später Fritz Todt zum „Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen“. Schließlich wurde noch im August 1933 die „Gesellschaft zur Vorbereitung der Reichsautobahnen e.V.“ gegründet. Am 23. September 1933 begann der Bau der ersten Teilstrecke Frankfurt–Darmstadt. Dies geschah unter einem großen Propagandaeinsatz. Hitler persönlich setzte den ersten Spatenstich. Die Einweihung weiterer Teilstrecken wurde entsprechend gefeiert. Die Autobahnen wurden als Beweis und Mittel für die Überwindung der Arbeitslosigkeit gefeiert. Dabei waren Mitte 1936 gerade einmal 125 000 Menschen beim Bau der Autobahnen eingesetzt. Bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von damals über 18 Millionen war dies nicht viel. Die Verringerung der Arbeitslosenzahl, die von 6 Millionen im Jahr 1933 auf etwas über 1 Million zurückgegangen war, konnte schon rechnerisch nicht auf den Bau der Autobahnen zurückgeführt werden. Sie war Ergebnis der forcierten Aufrüstung. Tatsächlich wurden bis Kriegsbeginn nur 3 300 der geplanten 6 900 Streckenkilometer fertiggestellt. Der Autobahnbau wurde noch bis zur Jahreswende 1941/42 fortgesetzt, jetzt aber mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, darunter auch Juden. Auch der militärische Nutzen war begrenzt. Die weitaus meisten Transporte der Wehrmacht erfolgten wegen Treibstoffmangels, Mangel an Autoersatzteilen usw. mit der Eisenbahn.
Zit. nach: Jürgen Stillig, Wolfgang Wippermann, Der Nationalsozialismus, Cornelsen, Berlin 2000, S. 54.
Wolfgang Wippermann, Historiker (2000)
"Autobahnen sind keine Erfindung der Nationalsozialisten. Die erste deutsche Autobahn wurde 1921 mit der Avus in Berlin errichtet. 1927 legte die Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau einen Plan für ein Fernstraßennetz von 22 500 Kilometern Länge vor. 1932 wurde zwischen Bonn und Köln die erste Autobahn eingeweiht. Die seit 1926 vorliegenden Pläne zum Bau einer Autobahn Hamburg–Frankfurt– Basel (HAFRABA) konnten wegen der Wirtschaftskrise nicht verwirklicht werden. Erst Hitler griff sie kurz nach seiner Ernennung zum Reichskanzler auf. Am 27.Juni 1933 erließ er das „Gesetz über die Errichtung eines Unternehmens Reichsautobahnen“ und ernannte drei Tage später Fritz Todt zum „Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen“. Schließlich wurde noch im August 1933 die „Gesellschaft zur Vorbereitung der Reichsautobahnen e.V.“ gegründet. Am 23. September 1933 begann der Bau der ersten Teilstrecke Frankfurt–Darmstadt. Dies geschah unter einem großen Propagandaeinsatz. Hitler persönlich setzte den ersten Spatenstich. Die Einweihung weiterer Teilstrecken wurde entsprechend gefeiert. Die Autobahnen wurden als Beweis und Mittel für die Überwindung der Arbeitslosigkeit gefeiert. Dabei waren Mitte 1936 gerade einmal 125 000 Menschen beim Bau der Autobahnen eingesetzt. Bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von damals über 18 Millionen war dies nicht viel. Die Verringerung der Arbeitslosenzahl, die von 6 Millionen im Jahr 1933 auf etwas über 1 Million zurückgegangen war, konnte schon rechnerisch nicht auf den Bau der Autobahnen zurückgeführt werden. Sie war Ergebnis der forcierten Aufrüstung. Tatsächlich wurden bis Kriegsbeginn nur 3 300 der geplanten 6 900 Streckenkilometer fertiggestellt. Der Autobahnbau wurde noch bis zur Jahreswende 1941/42 fortgesetzt, jetzt aber mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, darunter auch Juden. Auch der militärische Nutzen war begrenzt. Die weitaus meisten Transporte der Wehrmacht erfolgten wegen Treibstoffmangels, Mangel an Autoersatzteilen usw. mit der Eisenbahn.
Zit. nach: Jürgen Stillig, Wolfgang Wippermann, Der Nationalsozialismus, Cornelsen, Berlin 2000, S. 54.
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