• Konfektionierung
  • MNWeG
  • 07.02.2024
  • AES
  • M (Mindeststandard), R (Regelstandard)
  • 7
  • Einzelarbeit
  • Arbeitsblatt
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Ta­ge­buch einer Nä­he­rin

Lie­bes Ta­ge­buch,



ich bin es wie­der, Su­ha­da. Ges­tern hatte ich mei­nen 14. Ge­burts­tag... Ver­rückt. Jetzt bin ich schon drei Jahre hier in Dhaka. Papa geht es immer noch nicht gut. Mit sei­ner Krank­heit hat das ganze Un­glück erst be­gon­nen. Nur weil er nicht mehr ar­bei­ten kann, bin ich über­haupt hier...  Es fühlt sich schon gut an, mit mei­nem Ver­dienst mei­ner Fa­mi­lie hel­fen zu kön­nen, aber ei­gent­lich würde ich jetzt viel lie­ber zu­hau­se bei mei­nen Freun­den sein und wie ein nor­ma­les Kind in die Schu­le gehen.



Heute war wie­der ein sehr ar­beits­rei­cher Tag für mich. Wie fast jeder Tag in der Woche. In der Tex­til­fa­brik, in der ich ar­bei­te, herr­schen stren­ge Re­geln. Ich muss sechs Tage die Woche ar­bei­ten, immer zwi­schen 10 und 14 Stun­den. Von mor­gens bis abends nähe ich T-​Shirts zu­sam­men, die dann teuer in Eu­ro­pa ver­kauft wer­den. Heute habe ich um 6 Uhr an­ge­fan­gen und kam erst wie­der um 22 Uhr nach Hause. Mein Vor­ar­bei­ter hat mich nicht nach Hause ge­las­sen. Ich hasse es, dass ich den Vor­ge­setz­ten in der Fa­brik so hilf­los aus­ge­lie­fert bin. Wenn der Vor­ar­bei­ter sagt, dass ich noch län­ger blei­ben muss, dann muss ich eben noch län­ger blei­ben. Wenn ich die Über­stun­den we­nigs­tens be­zahlt be­kom­men würde... Meine Freun­din hat sich letz­ten Monat gegen den Vor­ar­bei­ter ge­wehrt und wurde di­rekt ent­las­sen... Wir sind eben sehr aus­tausch­ba­re Ar­beits­kräf­te...



Mor­gen ist Zahl­tag. Ver­mut­lich werde ich die­sen Monat wie­der um­ge­rech­net knapp 25 Euro be­kom­men. Das wird auch die­ses Mal nicht rei­chen... Ich muss wie­der Miete be­zah­len und Essen kau­fen und will mei­ner Fa­mi­lie noch Geld aufs Land schi­cken. Sechs Tage in der Woche ar­bei­ten dafür, dass ich kaum über die Run­den komme... Ich bin ver­zwei­felt...



Meine Augen tun mir heute wie­der sehr weh. Ich bin ein­fach zu lange an der Näh­ma­schi­ne ge­ses­sen. Vom Sit­zen tut mir auch der Rü­cken weh und die schlech­te Luft in der Fa­brik und der viele Staub ma­chen mir zu schaf­fen. Wenn die Pau­sen nur nicht so kurz wären... Ich bin tod­mü­de... Ich hatte heute wie­der so gro­ßen Hun­ger, dass ich mich gar nicht rich­tig kon­zen­trie­ren konn­te.

Beim Ar­bei­ten muss­te ich heute oft auf die Toi­let­te und wurde dafür di­rekt vom Vor­ar­bei­ter be­straft... Der ist so un­an­ge­nehm. Die an­de­ren Frau­en und ich füh­len uns ganz oft be­läs­tigt. Er greift uns an den Hin­tern, er schreit oft sehr laut und wenn man sich da­ge­gen wehrt, zieht er einem ein­fach den Lohn für einen gan­zen Tag ab oder noch schlim­mer...



Naja. Ich will mich nicht be­schwe­ren. Ich bin sehr froh, über­haupt eine Ar­beit zu haben. Aber trotz­dem wün­sche ich mir, von mei­nem Lohn leben zu kön­nen. Ein bes­se­rer Ar­beits­schutz und ge­re­gel­te Ar­beits­zei­ten wären auch drin­gend nötig... Es ist frus­trie­rend, so un­ge­recht be­han­delt zu wer­den...



Deine Su­ha­da

1
Lies dir den Ta­ge­buch­ein­trag in Ruhe durch und be­ant­wor­te dann die fol­gen­den Fra­gen.

1) Wie be­schreibt Su­ha­da ihren All­tag?



2) In wel­cher Zwick­müh­le steckt Su­ha­da?



3) Kannst du Un­ter­schie­de und Ge­mein­sam­kei­ten zwi­schen dir und Su­ha­da fest­stel­len?

SO­ZI­AL­VER­TRÄG­LICH­KEIT

Be­schreibt das Aus­maß, in dem etwas ge­sell­schaft­lich ver­träg­lich ist, ohne dass es so­zi­a­le Un­ge­rech­tig­kei­ten gibt.



Ar­beits­be­din­gun­gen in Bil­lig­lohn­län­dern  sind z.B. nicht so­zi­al ver­träg­lich. Es gibt Kin­der­ar­beit, wenig Lohn und Ge­sund­heits­schä­den!

Du hast es in der Hand - Kin­der­ar­beit stop­pen!
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