• 9 Appellative Texte und rhetorische Stilmittel
  • schopeee
  • 14.01.2025
  • Deutsch
  • Schreiben
  • M (Mindeststandard)
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Sze­na­rio

Das nächs­te Universe-​Meeting steht bevor: Un­se­re Schu­le hat be­schlos­sen, mehr für den Um­welt­schutz zu tun und sucht en­ga­gier­te Ideen von Schü­lern, um Ver­än­de­run­gen vor­an­zu­trei­ben. Doch die In­iti­a­ti­ve braucht eine star­ke Stim­me, um auch an­de­re zu über­zeu­gen. Hier kommt ihr ins Spiel! Ihr habt die Mög­lich­keit, eine lei­den­schaft­li­che Rede zu ver­fas­sen, die eure Mit­schü­ler in­spi­riert, sich aktiv für die Um­welt ein­zu­set­zen.



Der Schul­lei­ter hat euch ge­be­ten, bei der nächs­ten Schul­ver­samm­lung eine kurze, prä­gnan­te Rede zu hal­ten.



Ziel ist es, eure Mit­schü­ler zu mo­ti­vie­ren, sich ge­mein­sam an einer Um­welt­ak­ti­on zu be­tei­li­gen – sei es das Sam­meln von Müll, das Ein­spa­ren von En­er­gie, Müll­tren­nung oder das Ver­mei­den mit dem Auto zur Schu­le ge­bracht zu wer­den.



Eure Auf­ga­be ist es, nicht nur die Fak­ten dar­zu­le­gen, son­dern vor allem eure Zu­hö­rer emo­ti­o­nal zu pa­cken und zum Han­deln zu be­we­gen.

Ap­pel­la­ti­ve Texte: De­fi­ni­ti­on, Merk­ma­le und Funk­ti­on

Ap­pel­la­ti­ve Texte ge­hö­ren zu den zen­tra­len Text­sor­ten der deut­schen Spra­che. Sie wer­den auch als Über­zeu­gungs­tex­te oder per­su­a­si­ve Texte be­zeich­net. Ihr Ziel ist es, die Mei­nung, Ein­stel­lung oder das Ver­hal­ten der Leser zu be­ein­flus­sen.

 
De­fi­ni­ti­on: Was sind ap­pel­la­ti­ve Texte?
Ein ap­pel­la­ti­ver Text ist dar­auf aus­ge­legt, den Leser zu einer be­stimm­ten Hand­lung, Mei­nung oder Ein­stel­lung zu be­we­gen. Er be­dient sich sprach­li­cher Mit­tel, um zu über­zeu­gen, zu be­ein­flus­sen oder zu über­re­den.
Bei­spie­le:
Eine po­li­ti­sche Rede, die Wäh­ler von einer be­stimm­ten Po­si­ti­on über­zeu­gen möch­te.
Ein Wer­be­text, der zum Kauf eines Pro­dukts ani­miert.

 
Merk­ma­le ap­pel­la­ti­ver Texte
Ap­pel­la­ti­ve Texte zeich­nen sich durch fol­gen­de Merk­ma­le aus:
Di­rek­te An­spra­che: Sie spre­chen ihre Leser ge­zielt an.
Über­zeu­gen­de Ar­gu­men­ta­ti­on: Sie nut­zen stich­hal­ti­ge Ar­gu­men­te und prä­gnan­te Bei­spie­le.
Rhe­to­ri­sche Mit­tel: Stil­mit­tel wie Wie­der­ho­lun­gen, Me­ta­phern oder rhe­to­ri­sche Fra­gen kom­men häu­fig zum Ein­satz.
Emo­ti­o­na­le An­spra­che: Sie ver­su­chen, die Emo­ti­o­nen der Leser zu we­cken.
Problem-​Lösungs-​Struktur: Oft wird ein Pro­blem ge­schil­dert, ge­folgt von der Lö­sung, die der Text­ver­fas­ser vor­schlägt.

 
Funk­ti­on ap­pel­la­ti­ver Texte
Ap­pel­la­ti­ve Texte gehen über reine In­for­ma­ti­on hin­aus. Sie ver­fol­gen das Ziel, zu über­zeu­gen und zu be­ein­flus­sen. Dabei grei­fen sie auf Ar­gu­men­te und emo­ti­o­na­le Ap­pel­le zu­rück.
Bei­spiel:
Ein Po­li­ti­ker möch­te Wäh­ler über­zeu­gen, ihn zu wäh­len. Dazu führt er über­zeu­gen­de Ar­gu­men­te an, er­zählt Bei­spie­le aus dem All­tag und weckt po­si­ti­ve Emo­ti­o­nen.

Auf­bau und Struk­tur ap­pel­la­ti­ver Texte

Die Struk­tur ap­pel­la­ti­ver Texte ist meist klar und lo­gisch auf­ge­baut, um den Leser ef­fek­tiv an­zu­spre­chen.



  1. Ein­lei­tung: Thema und Stand­punkt des Au­tors wer­den vor­ge­stellt. Der Leser wird auf das Thema ein­ge­stimmt.

  2. Haupt­teil: Ar­gu­men­te wer­den ent­wi­ckelt und durch Bei­spie­le ge­stützt. Mög­li­che Ge­gen­ar­gu­men­te wer­den ent­kräf­tet.

  3. Schluss: Zu­sam­men­fas­sung der Haupt­punk­te. Ein kla­rer Ap­pell an den Leser wird for­mu­liert.



Bei­spiel: Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung – Si­cher­heit geht vor



Liebe Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger,



stel­len Sie sich vor, jeder von uns könn­te mit einer ein­fa­chen Ent­schei­dung Leben ret­ten. Genau darum geht es, wenn wir über Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zun­gen spre­chen. Jahr für Jahr ster­ben tau­sen­de Men­schen auf un­se­ren Stra­ßen – durch Un­fäl­le, die oft ver­meid­bar wären. Zu hohe Ge­schwin­dig­keit ist eine der Haupt­ur­sa­chen. Wol­len wir wirk­lich ak­zep­tie­ren, dass Be­quem­lich­keit und Eile wich­ti­ger sind als Men­schen­le­ben?



Be­haup­tung: Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zun­gen sind kein Nach­teil, son­dern ein wich­ti­ger Schutz für alle Ver­kehrs­teil­neh­men­den.

Be­grün­dung: Durch ge­rin­ge­re Ge­schwin­dig­kei­ten wird das Un­fall­ri­si­ko re­du­ziert, was be­son­ders für ge­fähr­de­te Grup­pen wie Kin­der und äl­te­re Men­schen von gro­ßer Be­deu­tung ist. Au­ßer­dem trägt eine an­ge­pass­te Ge­schwin­dig­keit dazu bei, den Ver­kehrs­fluss zu ver­bes­sern, weil plötz­li­che Brems- und Be­schleu­ni­gungs­ma­nö­ver ver­rin­gert wer­den. Gleich­zei­tig sinkt der CO₂-​Ausstoß, was un­se­rer Um­welt zu­gu­te­kommt.

Bei­spiel: Stu­di­en zei­gen, dass in Län­dern mit stren­gen Tem­po­li­mits, wie etwa Schwe­den, die Zahl der Ver­kehrs­un­fäl­le deut­lich nied­ri­ger ist. Dort pro­fi­tie­ren ins­be­son­de­re Kin­der, die si­che­rer zur Schu­le kom­men, wäh­rend gleich­zei­tig die Um­welt­be­las­tung durch den Ver­kehr re­du­ziert wurde.



Wir haben es in der Hand: Sagen wir Ja zu mehr Si­cher­heit, Ja zu Rück­sicht­nah­me, Ja zu Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zun­gen. Denn keine Mi­nu­te, die wir frü­her an­kom­men, ist es wert, ein Leben zu ris­kie­ren.



Vie­len Dank

Rhe­to­ri­sche Mit­tel ma­chen dei­nen Text aus­drucks­stark!

Rhe­to­ri­sches Mit­tel

Er­klä­rung

Bei­spiel

An­ti­the­se

Eine An­ti­the­se stellt ge­gen­sätz­li­che Be­grif­fe oder Ge­dan­ken ge­gen­über, um Kon­tras­te zu be­to­nen und Span­nung auf­zu­bau­en.

„Der Som­mer war heiß und tro­cken, der Win­ter eisig und nass.“

Wie­der­ho­lung

Ein Wort oder Satz­teil wird mehr­fach wie­der­holt, um es zu be­to­nen und die Auf­merk­sam­keit der Zu­hö­rer dar­auf zu len­ken.

„Ich kann es nicht glau­ben, wirk­lich nicht glau­ben, dass das pas­siert ist!“

Me­ta­pher

Eine Me­ta­pher ist ein bild­li­cher Aus­druck, bei dem ein Wort oder eine Re­de­wen­dung auf etwas an­de­res über­tra­gen wird, das eine ähn­li­che Ei­gen­schaft be­sitzt.

„Zeit ist Geld.“ oder Schnee von ges­tern.

Rhe­to­ri­sche Frage

Eine Frage, auf die keine Ant­wort er­war­tet wird, weil die Ant­wort of­fen­sicht­lich ist. Sie wird ge­nutzt, um Nach­druck zu ver­lei­hen.

„Wer mag schon Regen an einem Som­mer­tag?“

Per­so­ni­fi­ka­ti­on

Bei einer Per­so­ni­fi­ka­ti­on wer­den un­be­leb­te Dinge, Tiere oder abs­trak­te Be­grif­fe ver­mensch­licht, indem ihnen mensch­li­che Ei­gen­schaf­ten ge­ge­ben wer­den

„Der Wind flüs­ter­te sanft durch die Bäume.“ oder Mut­ter Erde

El­lip­se

Die El­lip­se lässt Satz­tei­le aus, die man ge­dank­lich leicht er­gän­zen kann. Da­durch wirkt der Aus­druck oft knapp und ein­dring­lich.

„Schö­nes Wet­ter heute, oder?

Ana­pher

Bei der Ana­pher wer­den ein oder meh­re­re Wör­ter am An­fang auf­ein­an­der­fol­gen­der Sätze oder Satz­tei­le wie­der­holt wer­den, um die Aus­sa­ge zu be­to­nen und die Merk­fä­hig­keit zu er­hö­hen.

„In der Stil­le liegt die Kraft, in der Stil­le fin­det man Frie­den, in der Stil­le er­kennt man sich selbst.“

Hy­per­bel

Eine Über­trei­bung, die etwas viel grö­ßer, stär­ker oder ex­tre­mer dar­stellt, als es ei­gent­lich ist. Sie sorgt für Auf­merk­sam­keit und dra­ma­ti­sche Wir­kung.

„Ich habe eine Ewig­keit auf dich ge­war­tet!“

Ver­gleich

Ein Ver­gleich stellt eine Ver­bin­dung zwi­schen zwei Din­gen her, oft durch Wör­ter wie „wie“ oder „als“, um Ähn­lich­kei­ten her­vor­zu­he­ben.

„Seine Hände waren so kalt wie Eis.“

Al­li­te­ra­ti­on

Bei einer Al­li­te­ra­ti­on haben auf­ein­an­der­fol­gen­de Wör­ter den­sel­ben An­fangs­buch­sta­ben. Sie wird oft ver­wen­det, um die Merk­lig­keit und den Klang eines Tex­tes zu ver­bes­sern.

„Fi­schers Fritz fischt fri­sche Fi­sche.“

Neo­lo­gis­mus

Ein Neo­lo­gis­mus ist eine Wort­neu­schöp­fung, also ein neu er­fun­de­nes Wort, das bis­her noch nicht exis­tier­te. Sie ent­ste­hen oft durch tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lun­gen, ge­sell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen.

Sel­fie – für ein selbst auf­ge­nom­me­nes Foto.

Rhe­to­ri­sche Mit­tel

Warm-​Up Übung Rhe­to­ri­sche Mit­tel:

1
Ordne den rhe­to­ri­schen Mit­teln die rich­ti­gen Bei­spie­le zu.
  • Ver­gleich
  • Me­ta­pher
  • El­lip­se
  • An­ti­the­se
  • Hy­per­bel
  • Al­li­te­ra­ti­on
  • Rhe­to­ri­sche Frage
  • Per­so­ni­fi­ka­ti­on
  • Ana­pher
  • Wie­der­ho­lung
  • Neo­lo­gis­mus
  • „Glau­ben Sie etwa, ich hätte das ab­sicht­lich getan?“
  • „Ich habe das schon tau­send­mal ge­sagt!“
  • „Wir müs­sen ler­nen, wir müs­sen kämp­fen, wir müs­sen sie­gen.“
  • „Je frü­her, desto bes­ser.“
  • „Er rann­te und rann­te, bis er nicht mehr konn­te.“
  • „Das Leben ist ein lan­ger Fluss.“
  • „Mann muss Mann sein.“
  • „Er liebt das Aben­teu­er, sie schätzt die Ruhe.“
  • „Die Wol­ken waren so weich wie Watte.“
  • „Der alte Baum er­zähl­te Ge­schich­ten vom Wald.“
  • hart­zen

For­mu­lie­rungs­hil­fen für einen ap­pel­la­ti­ven Text

Ein­lei­tung:

Ein­lei­tung: Di­rek­te An­spra­che und Pro­blem­auf­riss

  • „Hast du schon ein­mal dar­über nach­ge­dacht, wie die­ses Thema dein Leben be­ein­flusst?“

  • „Wir ste­hen vor einer gro­ßen Her­aus­for­de­rung: [Thema] be­trifft uns alle.“

  • „Un­se­re Ge­sell­schaft steht an einem Wen­de­punkt: Han­deln wir jetzt oder ris­kie­ren wir un­se­re Zu­kunft?“

Du könn­test eine auch eine rhe­to­ri­sche Frage, eine kurze Ge­schich­te oder eine scho­ckie­ren­de Tat­sa­che ver­wen­den.

Haupt­teil:

Haupt­teil: Über­zeu­gen­de Ar­gu­men­ta­ti­on und Bei­spie­le

  • „Warum ist das Thema so wich­tig? Es gibt meh­re­re Grün­de.“

  • „Die Fak­ten spre­chen für sich: [Thema] er­for­dert so­for­ti­ge Maß­nah­men.“

Ar­gu­men­ta­ti­on:

  • Be­haup­tung:„Wir kön­nen die­ses Pro­blem nicht län­ger igno­rie­ren.“

  • Be­grün­dung:„Denn wenn wir nicht han­deln, dro­hen [Kon­se­quen­zen].“

  • Bei­spiel:„Ein Blick auf [Land] zeigt, dass Lö­sun­gen mög­lich sind.“

Rhe­to­ri­sche Fra­gen oder an­de­re Stil­mit­tel ver­wen­den!

Schluss

Schluss: Ap­pell und Lö­sungs­vor­schlag

  • „Jetzt liegt es an uns: Han­deln wir oder sehen wir zu?“

  • „Das Thema ist nicht ver­han­del­bar – wir müs­sen aktiv wer­den!“

  • „Was kannst du tun? Un­ter­stüt­ze [Lö­sung] und sei Teil der Ver­än­de­rung!“

  • „Die Zeit zum Han­deln ist jetzt. Wor­auf war­ten wir noch?“

2
Auf­ga­ben­stel­lung:

Ein­stieg: Über­le­ge dir einen kre­a­ti­ven und ein­präg­sa­men Ein­stieg, der das In­ter­es­se dei­ner Mit­schü­ler weckt. Du könn­test eine rhe­to­ri­sche Frage, eine kurze Ge­schich­te oder eine scho­ckie­ren­de Tat­sa­che ver­wen­den.

Haupt­teil:Be­schrei­be das Pro­blem: Wel­che Um­welt­aus­wir­kun­gen sind für euch als Schü­ler be­son­ders re­le­vant?Prä­sen­tie­re eine kon­kre­te Lö­sung: Wel­che Ak­ti­on kön­nen ihr als Schul­ge­mein­schaft star­ten, um das Pro­blem an­zu­ge­hen?

Schluss: Schrei­be einen emo­ti­o­na­len Ap­pell, der deine Mit­schü­ler di­rekt an­spricht und sie mo­ti­viert, Teil der Lö­sung zu wer­den.


An­for­de­run­gen:
Du sollst in dei­nem Text rhe­to­ri­sche Mit­tel wie Wie­der­ho­lun­gen, Me­ta­phern oder Ver­glei­che ver­wen­den.

Deine Rede soll­te etwa 150-200 Wör­ter um­fas­sen und klar ge­glie­dert sein (Ein­lei­tung, Haupt­teil, Schluss).

Auf­ga­be vor­zei­gen!

Zeige einer Deutsch­lehr­kraft deine be­ar­bei­te­ten Auf­ga­ben - Ornde das Skript in dei­nen Un­ter­la­gen ab.

Unterschrift-​Lernbegleiter

Für In­ter­es­sier­te - Übung

3
Ana­ly­se einer Wer­bung Auf­ga­be:
Finde eine Wer­be­an­zei­ge (z. B. aus einer Zeit­schrift oder on­line) und be­ant­wor­te fol­gen­de Fra­gen:
a) Was ist das Haupt­ziel der Wer­be­an­zei­ge?
b) Wel­che sprach­li­chen Mit­tel wer­den ver­wen­det, um das Ziel zu er­rei­chen? (z. B. emo­ti­o­na­le Spra­che, rhe­to­ri­sche Fra­gen)
c) Wel­che Emo­ti­o­nen sol­len beim Leser ge­weckt wer­den?

Prü­fungs­vor­be­rei­tung STARK TRAI­NER:

4
In­halt­li­che Er­klä­run­gen: Stark 2024, S. 111-123
 
S. 116 Übung 65
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