• Großgattungen der Literatur (Vertiefung)
  • Magdalena_Arnold
  • 09.12.2025
  • Deutsch
  • Literatur, Textsorten
  • E (Expertenstandard)
  • 10
Um die Lizenzinformationen zu sehen, klicken Sie bitte den gewünschten Inhalt an.

Wei­ter­füh­ren­des Lern­blatt – Li­te­ra­tur­wis­sen für FOS/Gym­na­si­um

Er­wei­te­rung zu: Lyrik – Epik – Drama





1. Epik – Er­wei­ter­te Grund­la­gen

🔹 1.1 Er­zähl­per­spek­ti­ven / Er­zäh­ler­ar­ten

In hö­he­ren Schul­ar­ten wird er­war­tet, dass du die Er­zähl­per­spek­ti­ven si­cher un­ter­schei­den kannst:



🔸 Auk­to­ri­a­ler Er­zäh­ler

  • „All­wis­send“

  • kennt Ge­dan­ken / Ge­füh­le aller Fi­gu­ren

  • kom­men­tiert häu­fig

  • Über­blick über Ver­gan­gen­heit & Zu­kunft



Bei­spiel:

Der Er­zäh­ler wuss­te, dass Paul längst be­schlos­sen hatte zu flie­hen, auch wenn nie­mand es ihm ansah.



🔸 Per­so­na­ler Er­zäh­ler

  • er­zählt aus Sicht einer Figur

  • Leser er­lebt nur deren Ge­dan­ken und Wahr­neh­mun­gen



Bei­spiel:

Julia spür­te, wie ihr Herz schnel­ler schlug. Was lau­ert hin­ter der Tür?



🔸 Ich-​Erzähler

  • er­zählt in der Ich-​Form

  • sehr per­sön­lich

  • Leser er­lebt nur, was die­ses „Ich“ sieht



Bei­spiel:

Ich öff­ne­te die Kiste und wuss­te so­fort: Das hätte ich lie­ber nicht getan.





🔹 1.2 Er­zähl­tech­ni­ken



🔸 Er­zähl­si­tu­a­ti­on

  • Er­zäh­ler kann als Be­ob­ach­ter auf­tre­ten

  • auk­to­ri­al, per­so­nal, Ich-​Erzähler ge­hö­ren zu den Er­zähl­hal­tun­gen



🔸 Er­zähl­for­men

  • be­rich­tend (Zu­sam­men­fas­sung, Über­blick)

  • sze­nisch (wie „live dabei“)

  • in­ne­rer Mo­no­log (Ge­dan­ken­strom einer Figur)

  • Be­wusst­seins­strom (un­ge­fil­ter­te Ge­dan­ken)



🔸 Zeit­ge­stal­tung

  • Zeit­raf­fung: län­ge­re Zeit kurz er­zählt

  • Zeit­deh­nung: kur­zer Mo­ment sehr aus­führ­lich

  • Zeit­de­ckung: Er­zäh­len ≈ er­zähl­te Zeit (re­a­lis­ti­sche Szene)

2. Lyrik – Er­wei­ter­te Grund­la­gen

🔹 2.1 For­ma­le Ana­ly­se­be­grif­fe



🔸 Vers­maß (Me­trum)

In der FOS/Gym­na­si­um wird oft ver­langt, ein Me­trum zu er­ken­nen.



Wich­ti­ge Me­tren:

  • Jam­bus: un­be­tont – be­tont (z. B. ver­STE­HEN)

  • Tro­chä­us: be­tont – un­be­tont (z. B. LEben)

  • Anapäst: zwei un­be­ton­te – be­tont (z. B. Kan­ni­BA­LE)

  • Dak­tylus: be­tont – zwei un­be­ton­te (z. B. HIM­MEL­chen)



Merk­tipp:

Jam­bus wirkt oft ruhig; Tro­chä­us klingt kraft­voll.



🔸 Reim­sche­ma­ta



  • Paar­reim: a a

  • Kreuz­reim: a b a b

  • Um­ar­men­der Reim: a b b a

  • Hau­fen­reim: a a a a





🔸 Rhe­to­ri­sche Mit­tel (Wich­tig für den MSA, aber auch für FOS/Gym­na­si­um)



  • Me­ta­pher: bild­haf­ter Aus­druck („ein Meer aus Far­ben“)

  • Per­so­ni­fi­ka­ti­on: Ver­mensch­li­chung („der Wind singt“)

  • Ver­gleich: mit „wie“ („stark wie ein Löwe“)

  • Al­li­te­ra­ti­on: glei­cher An­laut („Milch macht müde Män­ner mun­ter“)

  • Ana­pher: Wie­der­ho­lung am Satz­an­fang

  • und viele wei­te­re Stil­mit­tel (vgl. AB rhe­to­ri­sche Mit­tel)



🔹 2.2 Ge­dicht­ana­ly­se – Grund­struk­tur



In hö­he­ren Schul­ar­ten schreibt man oft Ge­dicht­ana­ly­sen.

Hier die ver­ein­fach­te Struk­tur:



  1. Ein­lei­tung

– Titel, Autor, Textart, Thema

  1. Haupt­teil

    Form: Stro­phen, Verse, Reim, Me­trum

    In­halt: Was wird ge­sagt?

    Spra­che: Bil­der, Stil­mit­tel, Wir­kung

    Deu­tung: Wel­che Ge­füh­le, Aus­sa­gen, Ge­dan­ken ste­hen da­hin­ter?

  2. Schluss

– Zu­sam­men­fas­sung der wich­tigs­ten Er­geb­nis­se

– per­sön­li­che Ein­schät­zung (kurz!)

3. Drama – Er­wei­ter­te Grund­la­gen

🔹 3.1 Auf­bau eines Dra­mas



Viele The­a­ter­stü­cke fol­gen klas­si­schen Struk­tu­ren.



🔸 Fünf-​Akt-​Schema (nach Gus­tav Frey­tag)



  1. Ex­po­si­ti­on (Ein­füh­rung, Fi­gu­ren, Ort, Kon­flikt)

  2. Stei­gen­de Hand­lung

  3. Hö­he­punkt / Pe­ri­pe­tie (Wen­de­punkt)

  4. Fal­len­de Hand­lung

  5. Ka­ta­stro­phe / Lö­sung



Merk­tipp: Wie ein Berg – nach oben, dann nach unten.





🔹 3.2 Wich­ti­ge dra­ma­ti­sche Be­grif­fe



  • Dia­log / Mo­no­log

  • Re­gie­an­wei­sung (z. B. „[tritt ein]“)

  • Kon­flikt = Herz­stück des Dra­mas

  • Fi­gu­ren­kon­stel­la­ti­on

  • Auf­tritt / Ab­gang



🔹 3.3 Drama ver­ste­hen – zen­tra­le Fra­gen



  1. Was ist der Haupt­kon­flikt?

  2. Wel­che Fi­gu­ren ste­hen in wel­chem Ver­hält­nis?

  3. Wel­che Ab­sicht ver­folgt jede Figur?

  4. Was be­wir­ken die Dia­lo­ge?

  5. Wel­che Rolle spie­len Raum und Zeit?

Ach­tung!

Die Spra­che wird in allen drei Gat­tun­gen ana­ly­siert! Stil­mit­tel ana­ly­sie­ren und deu­ten zu kön­nen, ist also über­all not­wen­dig!

4. Text­sor­ten – auf wei­ter­füh­ren­den Schu­len re­le­vant

🔹 Epi­sche Texte



  • No­vel­le (z. B. un­er­hör­te Be­ge­ben­heit)

  • Pa­ra­bel (bild­haf­te Ge­schich­te mit über­trag­ba­rer Be­deu­tung)

  • Sa­ti­re

  • Au­to­bio­gra­fie



🔹 Ly­ri­sche Texte

  • So­nett (zwei Quar­tet­te + zwei Ter­zet­te)

  • Ele­gie (kla­gen­des Ge­dicht)

  • Hymne (lob­prei­sen­der Text)



🔹 Dra­ma­ti­sche Texte

  • Ein­ak­ter

  • mo­der­nes Drama

  • epi­sches The­a­ter (z. B. Brecht)

5. Wie du dich op­ti­mal auf FOS/Gym­na­si­um vor­be­rei­test

✔ Lies re­gel­mä­ßig kurze Texte (Kurz­ge­schich­ten, Ge­dich­te, Sze­nen)

✔ Lerne Grund­be­grif­fe wie Er­zäh­ler­ar­ten, Reim­sche­ma­ta, Stil­mit­tel

✔ Übe Texte zu ana­ly­sie­ren: Was fällt dir auf? Was wirkt wie?

✔ Schrei­be kurze Zu­sam­men­fas­sun­gen oder In­ter­pre­ta­ti­ons­an­sät­ze

✔ Be­sprich Texte mit an­de­ren – das för­dert das Text­ver­ständ­nis

1
Pro­bie­re dich in dei­ner ers­ten Ge­dicht­in­ter­pre­ta­ti­on. Wie viele Stro­phen, wie viele Verse hat das Ge­dicht? Ana­ly­sie­re Me­trum, Vers­maß und Reim­sche­ma von Zwei Segel von Con­rad Fer­di­nand Meyer. Fin­dest du auch sprach­li­che Auf­fäl­lig­kei­ten? Wie wür­dest du die­ses Ge­dicht deu­ten/in­ter­pre­tie­ren?
x