• Sachtexte: Textsorte bestimmen - Reportage
  • Magdalena_Arnold
  • 28.10.2025
  • Deutsch
  • Textsorten
  • M (Mindeststandard)
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Was ist eine Re­por­ta­ge?



Eine Re­por­ta­ge ist eine jour­na­lis­ti­sche Dar­stel­lungs­form, die in­for­miert, un­ter­hält und das Ge­sche­hen le­ben­dig schil­dert.

Der Autor oder die Au­torin war meist selbst vor Ort, hat Be­ob­ach­tun­gen, Ge­sprä­che und Ein­drü­cke ge­sam­melt und bringt diese an­schau­lich in den Text ein.



Ziel:

Die Leser*innen sol­len haut­nah mit­er­le­ben, was ge­sche­hen ist, und sich ein ei­ge­nes Bild ma­chen kön­nen.

Merk­ma­le einer Re­por­ta­ge

Merk­mal

Be­schrei­bung

The­men­wahl

frei – alle The­men sind mög­lich

Re­cher­che

am Ort des Ge­sche­hens; Be­fra­gung von Be­tei­lig­ten und Ex­pert*innen

Dar­stel­lung

an­schau­lich, le­ben­dig, oft span­nend er­zählt

Text­auf­bau

Ein­stieg mit­ten im Ge­sche­hen („sze­ni­scher Ein­stieg“), dann Hin­ter­grund­in­for­ma­ti­o­nen, da­nach per­sön­li­che Ein­drü­cke und In­ter­views

Spra­che

Mi­schung aus sachlich-​informativ und persönlich-​erlebend



Zeit­form

meist Prä­sens



Stil­mit­tel

wört­li­che Rede, an­schau­li­che Ad­jek­ti­ve, bild­haf­te Spra­che

Au­toren­schaft

Name des Ver­fas­sers/der Ver­fas­se­rin wird ge­nannt



Ziel

in­for­mie­ren und zu­gleich fes­seln/un­ter­hal­ten



Bei­spiel einer Re­por­ta­ge: Aus Liebe zum Vul­kan



Von Ulli Kulke; Ver­öf­fent­licht am 06.05.2010 auf https://www.welt.de/welt_print/ver­misch­tes/article7496451/Aus-​Liebe-​zum-​Vulkan.html



Asche fällt vom Him­mel, Wie­sen und Fel­der wer­den schwarz, und alle paar Mi­nu­ten ru­mort der Berg. Doch warum soll­ten sich die Is­län­der be­un­ru­hi­gen las­sen? Eine Reise in das Land, das Eu­ro­pas Luft­ver­kehr zu Boden zwang.

Am 17. April, als es dun­kel blieb und der Tag erst um sechs Uhr abends an­brach, da haben Eyja Thora Einarsdóttirs Hüh­ner keine Eier ge­legt. Die Scha­fe schau­ten un­schlüs­sig, ja ver­wirrt. Dann waren da noch die elf Gäste, die auf Einarsdóttirs Hof mit Pen­si­ons­be­trieb im Süden Is­lands über­nach­te­ten. Die muss­ten um zwei Uhr nachts eva­ku­iert wer­den. Alle raus, ins Ver­eins­heim, 20 Ki­lo­me­ter nach Wes­ten, er­zählt die Bäu­e­rin, aber wir nah­men nichts mit, war doch klar, dass wir nach ein paar Stun­den wie­der zu­rück­kom­men.

Ent­spannt, fast be­lus­tigt blickt die Bäu­e­rin auf die Tage zu­rück, als das Schick­sal der fünf, sechs Höfe an der Küste un­ter­halb des Vul­kans Eyjaf­jal­la­jö­kull Pres­se und Fern­se­hen in Eu­ro­pa und Ame­ri­ka in Atem hielt. Weil sie im Epi­zen­trum der Er­schüt­te­run­gen lagen, die Eu­ro­pas Flug­ver­kehr lahm­leg­ten. Ge­ra­de hat sie ihr klei­nes Fens­ter ge­putzt im ers­ten Stock, zu dem sie ihr Mann von außen mit dem Front­la­der des Trak­tors hin­auf­he­ben muss­te, weil hier in der Ge­gend nie­mand die Fens­ter rich­tig öff­nen kann. Dafür ist es zu stür­misch in dem Land, wo alle an der Küste woh­nen, in dem man den Ele­men­ten aus allen Rich­tun­gen aus­ge­setzt ist, auch von oben und unten.

Put­zen, das ist es vor allem, was ihr der Aus­bruch des Vul­kans be­scher­te, viel mehr nicht. Aber immer wie­der put­zen. Was wohl noch an­hal­ten wird, so­lan­ge der Berg wei­ter Asche aus­spuckt, so fein, dass er durch alle Rit­zen ins Haus ein­dringt, die Fens­ter blind macht und die Dach­rin­nen ver­stopft. Be­lus­tigt ist Einarsdóttir über die Jour­na­lis­ten, die in Mas­sen kamen und von denen ei­ni­ge im Fern­se­hen aus dem einen Tag mit to­ta­ler Fins­ter­nis gleich drei Tage Welt­un­ter­gangs­stim­mung mach­ten. Ame­ri­ka­ni­sche Sta­ti­o­nen ver­leg­ten das Ge­sche­hen unter der Asche ganz nach Reykjavík, die Haupt­stadt 120 Ki­lo­me­ter nord­west­lich, weil von ihr man­che schon mal ge­hört haben.

Der Nach­bar vom Hof Thor­vald­sey­ri un­mit­tel­bar unter dem Berg, 20 Mi­nu­ten mit dem Auto ent­fernt, kann dar­über nicht mehr la­chen. Er jagt alle Pres­se­ver­tre­ter vom Hof und ha­dert, weil sein Be­trieb nun für ein Jahr still­liegt. Ihm, der als Ge­trei­de­bau­er im Land der Wei­den und Stein­wüs­ten Neu­land er­obern woll­te, hat die Asche den Acker zer­stört. Es war zu viel, der Schlamm zu schwer, zu mas­siv für die zar­ten Trie­be im Früh­jahr. Das dä­mo­ni­sche Grum­meln im Mi­nu­ten­takt, das noch in 40 Ki­lo­me­tern zu hören und im Erd­bo­den zu füh­len ist, wird ihn seine Si­tu­a­ti­on so schnell nicht ver­ges­sen las­sen. Er ist, wie es aus­sieht, der vom Aus­bruch un­mit­tel­bar am stärks­ten Be­trof­fe­ne und wird auf einen Hilfs­fonds der Re­gie­rung an­ge­wie­sen sein. Man­che in der Ge­gend sagen, er sei der Ein­zi­ge wirk­lich Be­trof­fe­ne im gan­zen Land, ab­ge­se­hen von den in­di­rek­ten Op­fern wie den Flug­li­ni­en und dem Tou­ris­mus.

Viel­leicht ein Dut­zend Ki­lo­me­ter Rich­tung Lan­des­in­ne­res ist der Gip­fel des Eyjaf­jal­la­jö­kull, der den Staub in den Him­mel blies, der für sechs Tage im April den Flug­ver­kehr und damit auch man­che an­de­re Bran­che in Eu­ro­pa lahm­leg­te. Nicht viel wei­ter, drau­ßen auf dem Meer, liegt Surt­sey, heute die zweit­größ­te der West­män­ner­in­seln, im­mer­hin ein­ein­halb Qua­drat­ki­lo­me­ter groß und 154 Meter hoch - und blut­jung. 1963 erst hoben die im Erd­in­ne­ren wir­ken­den Kräf­te, die unter Is­land so stark sind wie sonst nir­gend­wo, die Insel vom Mee­res­bo­den aus dem Was­ser. Ein paar Ki­lo­me­ter wei­ter öst­lich wie­der­um ver­schwand vor der Küste aus einer Grup­pe von 30 Meter hohen Ba­salt­säu­len eine im Meer, erst vor we­ni­gen Jah­ren, über Nacht. [...]

Am 17. April, als es dun­kel blieb und der Tag erst um sechs Uhr abends an­brach, da haben Eyja Thora Einarsdóttirs Hüh­ner keine Eier ge­legt. Die Scha­fe schau­ten un­schlüs­sig, ja ver­wirrt. Dann waren da noch die elf Gäste, die auf Einarsdóttirs Hof mit Pen­si­ons­be­trieb im Süden Is­lands über­nach­te­ten. Die muss­ten um zwei Uhr nachts eva­ku­iert wer­den. Alle raus, ins Ver­eins­heim, 20 Ki­lo­me­ter nach Wes­ten, er­zählt die Bäu­e­rin, aber wir nah­men nichts mit, war doch klar, dass wir nach ein paar Stun­den wie­der zu­rück­kom­men.

Ent­spannt, fast be­lus­tigt blickt die Bäu­e­rin auf die Tage zu­rück, als das Schick­sal der fünf, sechs Höfe an der Küste un­ter­halb des Vul­kans Eyjaf­jal­la­jö­kull Pres­se und Fern­se­hen in Eu­ro­pa und Ame­ri­ka in Atem hielt. Weil sie im Epi­zen­trum der Er­schüt­te­run­gen lagen, die Eu­ro­pas Flug­ver­kehr lahm­leg­ten. Ge­ra­de hat sie ihr klei­nes Fens­ter ge­putzt im ers­ten Stock, zu dem sie ihr Mann von außen mit dem Front­la­der des Trak­tors hin­auf­he­ben muss­te, weil hier in der Ge­gend nie­mand die Fens­ter rich­tig öff­nen kann. Dafür ist es zu stür­misch in dem Land, wo alle an der Küste woh­nen, in dem man den Ele­men­ten aus allen Rich­tun­gen aus­ge­setzt ist, auch von oben und unten.

Put­zen, das ist es vor allem, was ihr der Aus­bruch des Vul­kans be­scher­te, viel mehr nicht. Aber immer wie­der put­zen. Was wohl noch an­hal­ten wird, so­lan­ge der Berg wei­ter Asche aus­spuckt, so fein, dass er durch alle Rit­zen ins Haus ein­dringt, die Fens­ter blind macht und die Dach­rin­nen ver­stopft. Be­lus­tigt ist Einarsdóttir über die Jour­na­lis­ten, die in Mas­sen kamen und von denen ei­ni­ge im Fern­se­hen aus dem einen Tag mit to­ta­ler Fins­ter­nis gleich drei Tage Welt­un­ter­gangs­stim­mung mach­ten. Ame­ri­ka­ni­sche Sta­ti­o­nen ver­leg­ten das Ge­sche­hen unter der Asche ganz nach Reykjavík, die Haupt­stadt 120 Ki­lo­me­ter nord­west­lich, weil von ihr man­che schon mal ge­hört haben.

Der Nach­bar vom Hof Thor­vald­sey­ri un­mit­tel­bar unter dem Berg, 20 Mi­nu­ten mit dem Auto ent­fernt, kann dar­über nicht mehr la­chen. Er jagt alle Pres­se­ver­tre­ter vom Hof und ha­dert, weil sein Be­trieb nun für ein Jahr still­liegt. Ihm, der als Ge­trei­de­bau­er im Land der Wei­den und Stein­wüs­ten Neu­land er­obern woll­te, hat die Asche den Acker zer­stört. Es war zu viel, der Schlamm zu schwer, zu mas­siv für die zar­ten Trie­be im Früh­jahr. Das dä­mo­ni­sche Grum­meln im Mi­nu­ten­takt, das noch in 40 Ki­lo­me­tern zu hören und im Erd­bo­den zu füh­len ist, wird ihn seine Si­tu­a­ti­on so schnell nicht ver­ges­sen las­sen. Er ist, wie es aus­sieht, der vom Aus­bruch un­mit­tel­bar am stärks­ten Be­trof­fe­ne und wird auf einen Hilfs­fonds der Re­gie­rung an­ge­wie­sen sein. Man­che in der Ge­gend sagen, er sei der Ein­zi­ge wirk­lich Be­trof­fe­ne im gan­zen Land, ab­ge­se­hen von den in­di­rek­ten Op­fern wie den Flug­li­ni­en und dem Tou­ris­mus.

Viel­leicht ein Dut­zend Ki­lo­me­ter Rich­tung Lan­des­in­ne­res ist der Gip­fel des Eyjaf­jal­la­jö­kull, der den Staub in den Him­mel blies, der für sechs Tage im April den Flug­ver­kehr und damit auch man­che an­de­re Bran­che in Eu­ro­pa lahm­leg­te. Nicht viel wei­ter, drau­ßen auf dem Meer, liegt Surt­sey, heute die zweit­größ­te der West­män­ner­in­seln, im­mer­hin ein­ein­halb Qua­drat­ki­lo­me­ter groß und 154 Meter hoch - und blut­jung. 1963 erst hoben die im Erd­in­ne­ren wir­ken­den Kräf­te, die unter Is­land so stark sind wie sonst nir­gend­wo, die Insel vom Mee­res­bo­den aus dem Was­ser. Ein paar Ki­lo­me­ter wei­ter öst­lich wie­der­um ver­schwand vor der Küste aus einer Grup­pe von 30 Meter hohen Ba­salt­säu­len eine im Meer, erst vor we­ni­gen Jah­ren, über Nacht. [...]

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Fülle die Lü­cken mit den Wör­tern aus dem un­ten­ste­hen­den Wort­spei­cher! Um wel­che jour­na­lis­ti­sche Dar­stel­lungs­form han­delt es sich hier­bei?

Die   in­for­miert in be­son­ders   und  Weise über ein   oder eine  . Dabei kann das   Er­le­ben des Au­tors deut­lich wer­den. Die Leser wer­den   in ein Ge­sche­hen ein­ge­führt, so­dass sie   und  ein­tau­chen kön­nen. Zudem be­steht eine   The­men­wahl, wo­durch  Ge­gen­stand der Schil­de­rung wer­den kann.

Zu den Merk­ma­len der   ge­hö­ren die Re­cher­che  sowie die Be­fra­gung von  .   wer­den auf­ge­zeigt, und es er­folgt ein Wech­sel zwi­schen   Text­tei­len. Die   Mei­nung des Ver­fas­sers fließt eben­falls ein. Die   wird in der Zeit­form   ver­fasst und ent­hält  . Zudem wird der   an­ge­ge­ben.

wört­li­che Rede;

an­schau­li­cher,

Er­eig­nis;

per­sön­li­ches;

emo­ti­o­nal;

ge­dank­lich;

freie;

alles;

Per­son;

Ver­fas­ser­na­me;

Ort des Ge­sche­hens;

le­ben­di­ger;

Hin­ter­grund­in­for­ma­ti­o­nen und Zusam-​menhänge;

mit­ten;

Be­tei­lig­ten oder Fach­leu­ten

sub­jek­ti­ve;

Prä­sens;

sach­lich in­for­mie­ren­den und per­sön­lich schil­dern­den;

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Lies die fol­gen­den kur­zen Text­an­fän­ge. Ent­schei­de je­weils, ob es sich um eine Re­por­ta­ge han­delt oder nicht.
Be­grün­de deine Ent­schei­dung mit min­des­tens zwei Merk­ma­len.

TEXT A:

„Der Regen pras­selt auf das Zelt­dach, wäh­rend sich Jonas in sei­nen Schlaf­sack ku­schelt. Seit drei Tagen wan­dert er mit sei­ner Klas­se durch den Bay­e­ri­schen Wald…“

→ Liegt hier eine Re­por­ta­ge vor? Wenn ja/nein, warum?



TEXT B:

„Im Jahr 2024 wur­den in Bay­ern rund 1300 neue Aus­bil­dungs­plät­ze ge­schaf­fen. Die Zahl der Be­wer­ber ist je­doch wei­ter­hin rück­läu­fig…“

→ Liegt hier eine Re­por­ta­ge vor? Wenn ja/nein, warum?



TEXT C:

„Ich rie­che noch heute das ver­brann­te Holz, als ich in die zer­stör­te Turn­hal­le trete. Feu­er­wehr­mann Ber­ger zeigt mir, wo das Feuer sei­nen Ur­sprung hatte…“

→ Liegt hier eine Re­por­ta­ge vor? Wenn ja/nein, warum?

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Ver­fas­se selbst eine Mini-​Reportage (ca. 100–150 Wör­ter) zu einem Er­leb­nis aus dei­nem All­tag oder der Schu­le.

Tipp zur The­men­wahl:

Eine gute Re­por­ta­ge lebt von Sin­nes­ein­drü­cken und per­sön­li­chen Mo­men­ten – also The­men, bei denen man etwas sieht, hört, riecht, fühlt oder er­lebt.



Wenn du beim Schrei­ben denkst:

„Ich war wirk­lich dabei“

→ Dann ist es genau das rich­ti­ge Thema!

Tipp: Nutze diese Satz­an­fän­ge als Hilfe:

„Ich stand mit­ten in…“

„Über­all roch es nach…“

„Spä­ter er­zähl­te mir …“

„Was mich be­son­ders be­ein­druck­te, war …“

The­men­vor­schlä­ge
  • Die Prü­fungs­vor­be­rei­tung im Ober­stu­fen­be­reich – Ner­vo­si­tät, Mo­ti­va­ti­on, Team­geist.

  • Ein Tag ohne Handy – Selbst­ver­such – Be­ob­ach­tun­gen, Ge­füh­le, Er­kennt­nis­se.

  • Eh­ren­amt beim Ju­gend­rot­kreuz / der Feu­er­wehr / im Ver­ein – Ein­satz, Ver­ant­wor­tung, Ge­mein­schaft.

  • Ein Tag auf dem Bau­ern­hof / im Tier­heim / auf der Bau­stel­le – echte Ar­beit mit­er­lebt.

  • „Fri­days for Fu­ture“-Demo in mei­ner Stadt – Stim­mung, Ge­sprä­che, Hin­ter­grün­de.

  • Wie wir un­se­ren Ab­schluss pla­nen – Vor­be­rei­tung, Ideen, Ge­mein­schaft.

  • Was nach der Schu­le kommt – Ge­sprä­che mit Mit­schü­lern über Zu­kunfts­plä­ne.

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Re­fle­xi­ons­auf­ga­be:
Wel­che Merk­ma­le kann ich mir ganz leicht mer­ken? Schrei­be sie auf, ohne zu spi­cken.
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Re­fle­xi­ons­auf­ga­be:
Wofür ist es sinn­voll, die Text­sor­te einer Re­por­ta­ge be­stim­men zu kön­nen?
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