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  • 01.09.2022
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Deutsche Sage

Die treuen Weiber zu Weinsberg

Im Spätherbst 1140 belagerte König Konrad III mehrere Wochen lang Weinsberg. Die Städter hielten sich jedoch noch in ihrer Burg und gaben nicht auf. Als aber der Hunger die Belagerten bedrängte, baten sie um Gnade. König Konrad war jedoch sehr wütend und wollte den Weinsbergern keine Gnade gewähren. Da kamen die Frauen von Weinsberg und baten für sich um freien Abzug, da sie ja nicht gekämpft hatten. Der König hatte Erbarmen mit ihnen und sagte: "Die Weiber mögen abziehen, und jede kann so viel von ihrem Liebsten mitnehmen wie sie tragen kann. Ich gebe Euch des Königs Wort".

Am nächsten Tag beim Morgengrauen bot sich den Belagerern ein seltsames Schauspiel. Das Tor der Festung öffnete sich und hervor traten mit schwerem Schritt die Weiber. Sie liefen tief gebeugt von ihrer Last, denn das Liebste, das sie gewählt hatten, waren ihre Ehemänner, die sie nun auf ihren Rücken aus der Burg trugen. Viele der Soldaten riefen drohend: "Haltet sie auf!". Auch der Kanzler des Königs wollte die Weiber so nicht gehen lassen. "So war es nicht gemeint!". Als Konrad davon erfuhr, musste er herzlich lachen. „Es war zwar so nicht gemeint, aber ihr Einfallsreichtum soll belohnt werden. Ich habe mein Wort als König gegeben. Lasst die Weiber ziehen, auch wenn der Kanzler nicht der Meinung ist."

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