Durch die Anwendung des Nullproduktsatzes entstehen neue Gleichungen, für die wieder geprüft werden muss, welches Lösungsverfahren geeignet ist.
Erarbeite dir die Regeln zum Bestimmen von Nullstellen, indem du die folgenden Aufgaben bearbeitest. Wenn du nicht weiter kommst, findest du die Lösungen am Ende des Dokuments.
Was ist eine Nullstelle?
Als Nullstellen werden die x-Werte bezeichnet, deren Funktionswert y=0 ist. Der Graph einer Funktion schneidet oder berührt an einer Nullstelle die x-Achse.
Wie viele Nullstellen hat eine Funktion?
Die Anzahl der Nullstellen hängt vom Grad einer ganzrationalen Funktion ab. Sie kann immer maximal so viele Nullstellen haben, wie ihr Grad ist. Es können aber auch weniger sein.
a)
b)
c)
d)
(1) Diese quadratische Funktion hat keine Nullstellen.
(2) Diese Funktion vierten Grades hat drei Nullstellen. Würde sie ein Stück nach oben verschoben werden, hätte sie 4 Nullstellen.
(3) Eine lineare Funktion hat immer genau eine Nullstelle.
(4) Die konstante Funktion hat keine Nullstellen.
Wie werden Nullstellen berechnet?
Der erste Schritt beim Bestimmen von Nullstellen ist immer gleich. Die Funktion wird Null gesetzt: f(x)=0
So entsteht eine Gleichung, die gelöst werden muss. Die Wahl des Lösungsverfahrens hängt dabei von der Beschaffenheit der Funktionsgleichung ab.
Trägt nur ein Summand der Funktions-gleichung ein x (egal in welcher Potenz)?
Die Gleichung lässt sich durch Umstellen lösen.
ja
nein
Hat die Funktionsgleichung die Form
f(x)=ax2+bx+c?
Die Gleichung kann mit der pq-Formel gelöst werden.
ja
nein
Eine Potenz von x kann ausgeklammert werden, sodass der Nullproduktsatz angewendet werden kann.
Enthalten alle Summanden der Funktionsgleichung eine Potenz von x?
ja
nein
Die Gleichung kann mit mit einer Substitution und der pq-Formel gelöst werden.
Hat die Funktionsgleichung die Form
f(x)=ax4+bx2+c?
ja
Die Gleichung kann durch systematisches Probieren oder durch Annäherung gelöst werden. Digitale Hilfsmittel wie ein CAS können ebenfalls hilfreich sein.
nein
Gleichungen durch Umstellen lösen
f(x)=x4−16
f(x)=0
x4−16=0 ∣+16
x4=16
x1=2;x2=-2
a) f(x)=2x+3
b) f(x)=x3−8
Gleichungen mit der pq-Formel lösen
f(x)=2x2−10x+12
f(x)=0
2x2−10x+12=0 ∣:2
x2−5x+6=0
p=-5;q=6
x1,2=-2-5±(2-5)2−6
x1=2;x2=3
a) f(x)=x2+x−2
b) f(x)=0,5x2+x−4
Nullproduktsatz
Ein Produkt ist immer dann 0, wenn mindestens einer der Faktoren 0 ist.
Ausklammern beim Lösen von Gleichungen
a) f(x)=2x2+x
b) f(x)=x4+2x3+4x2
f(x)=x4−4x2
f(x)=0
0=x4−4x2
0=x2⋅(x2−4)
x2=0 oder x2−4=0
x1=0;x2=2;x3=-2
Durch die Anwendung des Nullproduktsatzes entstehen neue Gleichungen, für die wieder geprüft werden muss, welches Lösungsverfahren geeignet ist.
Lösen von biquadratischen Gleichungen mithilfe der Substitution
Gleichungen der Form 0=ax4+bx2+c werden als biquadratische Gleichungen bezeichnet. Sie ähneln im Aufbau quadratischen Gleichungen. Um sie mithilfe der pq-Formel lösen zu können, wird eine Substitution (von lat. substituere «ersetzen») durchgeführt.
Beispielaufgabe
Untersuche die Funktion f(x)=x4−7x2−18 auf Nullstellen.
(1) f(x)=0
O=x4−7x2−18
(2) Substitution: x2=z
(3) 0=z2−7z−18
p=-7;q=-18
z1,2=-2-7±(2-7)2−(-18)
z1=9;z2=-2
(4) Rücksubstitution: z=x2
(5) x2=9 oder x2=-2
x1=3;x2=-3
Bestimmen von Nullstellen mithilfe digitaler Hilfsmittel
Neben den verschiedenen Methoden zum Lösen von Gleichungen per Hand (gegebenenfalls unter Zuhilfenahme eines Taschenrechners), lassen sich Nullstellen auch mithilfe digitaler Hilfsmittel wie einem Computeralgebrasystem (CAS) bestimmen. Die Befehle unterscheiden sich dabei in Abhängigkeit vom Gerät und können der Anleitung entnommen werden.
Wie lässt sich von den Nullstellen einer Funktion auf ihre Funktionsgleichungen schließen?
Die Abbildungen zeigen die drei Funktionen f(x)=x3−3x2+2x, g(x)=2x3−6x2+4x und h(x)=3x3−9x2+6x.
Die Funktionsgleichung von f(x) lässt sich auch in der Form f(x)=x⋅(x−1)⋅(x−2) schreiben. Diese Darstellungsform wird als Linearfaktordarstellung bezeichnet. Dabei wird eine Umkehrung des Nullproduktsatzes genutzt. Aus den Nullstellen x1=0, x2=1 und x3=2 folgen die Linearfaktoren (x−0), (x−1) und (x−2). Das Produkt der Linearfaktoren entspricht der Funktionsgleichung f(x)=x⋅(x−1)⋅(x−2), wobei die Klammer (x−0) zu x vereinfacht wird.
Ausmultiplizieren der Linearfaktoren führt zur Funktionsgleichung in der Normalform:
f(x)=x3−3x2+2x
Wird der Graph der Funktion mit einem Faktor gestreckt, ändern sich die Nullstellen nicht. Die Funktion g(x) ließe sich ebenfalls mit Linearfaktoren darstellen:
g(x)=2⋅x⋅(x−1)⋅(x−2)
Allgemein lässt sich die Funktionsgleichung der Funktion f(x) mit den Nullstellen x1, x2; ... xn und dem Streckfaktor a mithilfe der Linearfaktordarstellung angeben:
f(x)=a⋅(x−x1)⋅(x−x2)⋅...⋅(x−xn)
Lösung