Schlangenmädchen Inge Nordhoff
,,Noch mehr dehnen und strecken." T. Icend Aysh drückt hier, zupft dort, klopft gegen Schenkel und Knöchel, kontrolliert mit strengem Blick jede Bewegung ihrer Schülerinnen. Sie ist eine Frau ,,Gnadenlos", der nichts entgeht. Die Schülerinnen fürchten und lieben die alte, über 70-jährige Dame. In den 50er Jahren war sie die größte Kontorsionistin der Mongolei. Rund um die Welt wurden ihre Auftritte beklatscht. Seitdem hat sie hunderte kleiner Mädchen in Kontorsion unterrichtet, dieser ungewöhnlichen Körperverdrehungskunst.
Narangua und Baasa, die elfjährigen Freundinnen, sind die Begabtesten ihrer Klasse. Bereits mit sechs Jahren begannen die beiden Mädchen mit der Kontorsion. Seitdem üben sie jeden Tag drei Stunden am Stück gleich nach der Schule. Ihr Körper ist biegsam wie der einer Schlange. Wirbelsäule, Becken und Beine lassen sich vor- und zurückklappen wie bei einer Gelenkpuppe. Neben der Gelenkigkeit wird auch die Muskulatur trainiert. Diese braucht man z.B. für den Handstand, oder um sich gegenseitig zu stemmen und zu stützen.
Die beiden Freundinnen haben hochgesteckte Ziele. Sie wollen später in einem großen, bekannten Zirkus auftreten, rund um die Welt, ,,und ich will vor allem Geld verdienen für meine beiden Brüder, damit sie studieren können!", fügt Baasa hinzu. Um diese Ziele verwirklichen zu können, heißt es nicht nur, täglich hart zu trainieren, sondern auch in der Schule Englisch zu lernen. Dies ist unbedingt notwendig, wenn man später mit einem internationalen Zirkus auf Tournee will.
Wenn die große Karriere, der anerkennende Applaus, viel Geld und damit ein Leben in Luxus kein Traum bleiben sollen, müssen sie ihre gesamte freie Zeit opfern. Das ist nun mal der Preis, wenn man später einmal berühmt werden will. Ihre Lehrerin jedenfalls prophezeit den beiden, dass sie ihre beste Form erst im Alter von 20 bis 25 Jahren erreichen werden.
Und später? Werden sie nach all den Verrenkungen nicht irgendwann einen kaputten Körper haben? Dies weist ihre Lehrerin T. Icend Aysh empört zurück. Kontorsion sei in der Mongolei eine seit Jahrhunderten ausgeübte Kunst. Und dass man mit dieser Disziplin alt werden und gesund bleiben kann, dafür sei sie mit über 70 Jahren das beste Beispiel.
W-Fragein dein Heft.
Fremdwort | A | B | C |
---|---|---|---|
Karriere | Laufbahn | Leiter | Schubkarren |
Disziplin | straffe Ordnung | Sportart | Strenge |
trainieren | verrenken | üben | tanzen |
1. Abschnitt Freundinnen mit hochgesteckten Zielen
2. Abschnitt Ohne Fleiß kein Preis
3. Abschnitt Frau Aysh ist Lehrerin für Körperverdrehungskunst
4. Abschnitt Die beiden Schlangenmädchen Narangua und Baasa
Schlangenmädchen
biegsamer Körper
T. I. Aysh
körperliche Schäden?
3 Stunden täglich
große Ziele
freie Zeit opfern
Kontorsion
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